Etikette, Teil III – Umgang mit Golfschuhen

Sie verschwinden lieblos irgendwo im tiefsten, dunkelsten, zeitlosesten Raum…im Kofferraum. Eingeklemmt und gequetscht zwischen leeren Bierkisten, Hundefutterdosen, Mutti’ s Einkaufskorb und Vati’ s Sporttasche.

Auf jeder Runde wird stundenlang gedankenlos auf ihnen herumgetrampelt. Bei jedem Wetter müssen sie raus, werden durch alle Unwägbarkeiten gehetzt: Flache Tundra, hohe Steppen, durch Urwälder, Matsch und Schnee und wenn es ganz schlimm kommt, werden sie zuweilen auch im Wasser gedöppt. Oh, wie habe ich dass gehasst, gedöppt zu werden! Stets diese Psychose, mangels Sauerstoff vor die Hunde zu gehen. Ich habe drei Brüder und Sie können sich vorstellen, was die mit der einzigen Schwester beim baden so alles veranstaltet haben. Ob ich aus diesem Grunde seit meiner Kindheit nicht mehr schwimmen gehe?!

Golfschuhe kennen auch diese Psychose, mangels Sauerstoff zu krepieren! Erst die Füße, die während der Runde eigenartige Gerüche absorbieren und dann, nach der Runde, droht wieder die Verbannung in den unwirtlichen Kofferraum ohne Dunstabzug. Und schon wieder nix sehen, nix hören…Atemnot!

Als ob all’ diese Pein nicht schon ausreicht, haftet ihnen wochen- bis monatelang der ganze Unrat der Taiga- Märsche an. Inzwischen kiloweise Dreck in vielen Schichten, angesammelt auf den vielen, mühsam erkämpften Runden, müssen sie fortan unter zusätzlich erschwerten Bedingungen für die nächste Runde wieder fit und erholt Ihr Bestes geben. Wie soll das funktionieren? Wenn ich auf dem Parkplatz sehe, wie viele Opfer es inzwischen gibt. Vergessen im Raum der kalten Einsamkeit fristen sie ihr Dasein. Da werde ich ganz schnell einmal melancholisch. Grausam! Da denke ich an ein Heim für misshandelte Golfschuhe…

Ich bin der festen Überzeugung, dass gerade Schuhe ein besseres Leben verdient haben! Gerade, weil wir unseren Golfschuhen alles Mögliche ungefragt abverlangen, sollten wir ihnen gute Lebensbedingungen schaffen.

Dazu gehört nach meinem Ermessen wie folgt:

–          Regelmäßige, warme Dusche (bitte kein Schaumbad, denn sonst haben es die natürlichen Abwehrstoffe sehr schwer)

–          Regelmäßige Fütterung mit natürlichen Fetten (keine Diät- Margarine, bitte an die Abwehrstoffe denken)

–          Progressive Muskel- Entspannung nach Jacobson nach der Runde (zur Not helfen auch Schuhspanner aus Zedernholz)

–          Licht- Therapien

–          Atem- Übungen

–          Bereitstellung von min. 0,12 m² Wohnfläche bei Zimmertemperatur

–          ¼ jährliche Vorsorgeuntersuchungen

DAS wäre für mich das mindeste, was wir unseren treuen Mitstreitern nach jeder Runde angedeihen lassen sollten. Krankheiten, wie z. B. die Grippe, können in aller Regel durch diese Lebensbedingungen verhindert werden (das Aufkommen einer Grippe erkennen Sie daran, dass Sie Ihre Schuhe schweißgebadet vorfinden).

Erst dann können wir von einem respektablen Umgang mit Golfschuhen sprechen!

Und schließlich werden Sie erleben, dass Ihre Golfschuhe es Ihnen auf jeder Runde danken werden. Dann werden Sie ein ganz neues Spiel für sich entdecken. Fröhlich pfeifend, tänzeln Sie federleicht über den Platz, schwingen mit ganz neuem Lebensgefühl und sind glücklich. Glücklich, Ihren zwei neu gewonnenen Freunden ein gutes Leben zu bereiten!

Allzeit gute Freunde wünscht Ihnen,

Frau Oelmann.

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